am 06.05.11#1
Ein durchaus für Meerwasser-Aquarien sehr zu empfehlender Fisch. Bei mir fressen sie Fadenalgen, putzen sich häutende Gorgonien und "schlürfen" sogar die Kahmhaut von der Oberfläche weg. Dazu, wie ich finde, sind es schöne Fische, die viel Spaß machen können.
Zum Hintergrund der Idee, sie in mein Becken zu setzen:
Durch das Halten von Breitflossenkärpflingen in Salztümpeln mit unterschiedlicher Salinität wurde herausgefunden, dass sowohl Breitflossenkärpflinge aus Salzwasserpopulationen als auch sogar Tiere aus Süßwasserpopulationen bei einer Salinität von 60 ppt (beinahe das Doppelte vom Meerwasser) dauerhaft leben können und sich hier sogar fortpflanzen (Nordlie et al. 1998). Eine erste Erklärung wurde bei dieser Versuchreihe im Blutplasma gefunden. Die Osmolarität von osmotisch wirksamen Bestandteilen ist bei dieser Art mit 350 mOsm/kg sehr hoch (sogar höher bei als der Meeräsche Mugil cephalus.). In früheren Studien wurde herausgefunden, dass Jungfische in reinem Meerwasser (35 ppt) schneller wachsen und sogar insgesamt größer werden, als in Süßwasser (Trexler & Travis, 1989).
Darüberhinaus gibt es offenbar stabile Populationen nicht nur in Lagunen/Ästuaren, sondern auch im Meer selbst (aber die Tiere werden höchstens wenige km von der Küste entfernt gefunden).
Noch etwas zu der sibernen Form:
Meine Fotos zeigen die siberne Zuchtform (die Wildform ist schwerer zu bekommen). Jedoch kommt diese Art auch in der Natur in verschiedenen Farbvarianten vor. Auch die Form der männlichen Rückenflosse ist variabel. Sie kann bei manchen Tieren so weit vergrößert sein, dass man sie leicht mit dem Segelkärpfling (P. verlifera) verwechseln kann. Der Ursprung der silberfarbenen Zuchtform ist ungewiss und es wird vermutet, dass auch P. velifera und möglicherweise auch P. sphenops ("Spitzmaulkärpfling"- bekannteste Zuchtform: "Black Molly") hineingekreuzt wurden. Es gibt auch von P.latipinna eine schwarze Zuchtform (veredelt aus natürlich vorkommenden schwazen Individuen). Diese wird auch als Black Molly bezeichnet, damit ist die Verwirrung perfekt. Der Name Molly kommt übrigens von dem veraltetem Gattungsnamen Mollinesia. Es handelt sich also bei verschiedenen "Mollies" nicht unbedingt um die selbe Art.
Meine Erfahrung mit der Ein-/Umgewöhnung:
Meine sogenannten "Silbermollies" stammen aus einem Baumarkt, in dem sie in reinem Süßwasser gehältert wurden. Sie haben eine äußere Erscheinungsform, welche der von P. latipinna am meißten ähnelt und waren auch als genau diese Art beschriftet. Die Umgewöhnung geht bei dieser Art (und so bitte nur mit dieser Art machen!!!) sehr einfach. Ich habe mittels Tröpchenmethode innerhalb von sechs Stunden aus Süßwasser 90% Meerwasser gemacht. Die Tiere haben keinerlei schlechtes Wohlbefinden gezeigt. Ich hatte eigentlich die Eingewöhnung über mehrere Tage geplant (bessere Variante!!), aber das Männchen begann immer heftiger zu balzen (noch im Eingewöhnungscontainer!!!). Das deutete ich offensichtlich richtig als positives Zeichen. Im Aquarium sollten die Tiere noch am selben Tag anfangen, Fadenalgen abzuknabbern, ansonsten geht es ihnen nicht gut.
Das größte Problem war die Strömung. Ich musste sie Anfangs drosseln und dachte schon, das das alles eine schlechte Idee war. Nach mehreren Tagen standen sie plötzlich genau so gut in der Strömung, wie echte Riffbewohner. Ich vermute, dass die Muskulatur und die gesamte Schwimmbewegung war in den strömungstoten Süßwasserbecken irgendwie degeneriert und musste sich erstmal regenerieren. Mittlerweile schwimmen sie auch nicht mehr so zappelnd herum, wie man das aus den Süßwasserbecken kennt, und die Strömung ist wieder sehr stark.
Ich denke auf den Bildern sieht man, dass sie sehr gut ernährt sind (vor allem das Weibchen hat in kurzer Zeit sehr zugenommen) und die Flossen gar keine Punkte, Risse oder Fäule haben. Solche Tiere bekommt man in Süßwasser dagegen nur selten zu sehen. Sie paaren sich mittlerweile sehr häufig und ich hoffe auf baldigen Nachwuchs. Dann wird natürlich nochmal berichtet.
am 12.05.11#2
Nachtrag:
Nachwuchs ist da. Gleich am nächsten Morgen nach dem ersten Eintrag konnte ich zwei Jungfische retten. Die anderen wurden wahrscheinlich alle gefressen.
Die kleinen sind bis heute in einem kleinen Aufzuchtbecken und selbstverständlich von Anfang an in reinem Meerwasser. Sie kommen mit ca. 1,2 cm zur Welt und können von Anfang an Lobstereier vom Boden aufpicken. Angeblich sind sie aber sehr empfindlich auf zu hohen Nitratwert, deshalb tausche ich das Wasser zwei mal am Tag gegen Wasser aus dem Hauptbecken aus. Es sollten auch von Anfang an Algen zur Verfügung stehen.
Nachtrag zu den erwachsenen Tieren:
Das Männchen hat eine intensivere Färbung mit einer Art Musterung ausgebildet- das ist bei dieser Art normal und bezeichnet dasd dominierende Männchen (hab ja nur eins).
Es ist auch noch ein Weibchen dazu gekommen, man sollte immer ein Männchen mit mehreren Weibchen pflegen, damit das eine nicht zu sehr bedrängt wird.
Nachtrag zur Verbreitung:
Diese Art kommt durchaus auch in Korallenriffen vor. So hat sie z.B. Walter Stark im Korallenriff Aligator Reef (Florida) als gewöhnliche und häufig vorkommende Art beschrieben. Einige Exemplare liegen im Ichthyological Museum of the Institute of Marine Science.
am 31.05.11#3
Pflege ebenfalls Mollies in meinem Meerwasserbecken und bisher ohne auf das Meerwasser oder deren Bewohner zurückzuführende Ausfälle.
Ihr Verhalten ist sehr agil, schwimmen viel, fressen normal, selbst die Paarung konnte ich oftmals beobachten.
Sie vertragen sich mit allen bei mir vorhandenen Korallen und sogar mit der Anemone gibt es keine Probleme. An Röhrenwürmern und kleinen Einsiedlern vergehen sie sich nicht. Sind somit eine günstige, optisch schöne Bereicherung für das Becken!
Da ich leider jedoch nicht an die reinrassige Variante rankam, musste ich mich mit einer Kreuzungsvariante aus Segelkärpling und Spitzmaulkärpfling begnügen. Aus dem Grund hab ich aber die Umgewöhnung genauer beobachtet und sanfter gestaltet. Immer mit der Möglichkeit bei ungewöhnlichem Verhalten einen Rückzug zu machen.
PS: Am Anfang etwas Strömungsempfindlich, da die Muskeln im Hältererbecken des Geschäfts etwas degeneriert sind. Aber nach ein bis zwei Tagen gedrosselter Strömung kamen sie super damit klar.
am 17.06.15#4
Ich habe diesen schönen Kerl bei dem örtlichen Zoohändler gefunden und mich verliebt.
Da ich wußte, das mein Meerwasserhändler gerade die schwarze Zuchtform des Poecillia latipinna in seinen Becken hat, habe ich ihn mitgenommen und gleich noch 2 schwarze Mädchen für ihn geholt.
Über 2 Tage habe ich den Silberling ans Meerwasser angepaßt, seinem Verhalten nach hätte es wohl auch schneller gehen können ;)
Inzwischen haben die Mädchen ihn mal ran gelassen, ich bin auf das Ergebniß gespannt.
Sie sind die ganze Zeit an den Vaulerpa, den Steinen und den Scheiben am knabbern, also nie wieder Probleme mit Fadenalgen ;)
am 01.07.15#5
Halte ein Männchen und zwei Mädels grüner Segelflossenkärpflinge (Naturform).
Wurden ca. 12 Stunden lang mit der Tröpfchenmethode umgewöhnt und kamen dann problemlos mit Salzwasser klar. Sind sehr friedliche und lebhafte Fische die gerne Fadenalgen und sogar Cyanos fressen, dabei werden Korallen jedweder Art in Ruhe gelassen.
Habe mittlerweile ein Mädel aus dem Becken genommen,
da sich die Segelflosser entschieden haben monogam zu leben und das zweite Mädel weder vom Männchen no ch vom Weibchen geduldet wurde.
Ach ja, an Nachwuchs magelt es (leider) nicht.
Fazit: Hübscher und interessanter Pflegling, gerade auch für Anfänger.
am 08.08.15#6
Nach 2 Monaten mindestens 3 Würfe Nachwuchs.
Wird langsam eng in dem Codium ;)
Fressen alles, von Flocke bis Belagabknabbern, wie die Großen.
Wieviele??? kann ich nicht sagen, zwischen 20 und 200??
Von rein silbern bis weiß mit schwarzer Scheckung, bin auf die Erwachsenen Tiere gespannt.
am 17.02.17#7
Ich habe mir am Montag 2 Pärchen dieser Fische aus dem Zoohandel besorgt. Diese wurden dann über knappe 4 Tage in meinem Nebenbecken langsam von Süß- auf Meerwasser angepaßt, bis im kleinen Becken die gleiche Salinität wie im Hauptbecken herrschte. Dann wurden die kleinen direkt umgesetzt. Anfangs etwas verwirrt, gewöhnten sie sich aber recht schnell an die stärkere Strömung und an die ungewohnten Weiten (155x60x60) verglichen mit der Verkaufspfütze.
Mit dem vorhandenen Besatz keinerlei Probleme zu erkennen bis jetzt.
am 29.04.17#8
Halte diese Art mittlerweile seit ca. 2 Jahre, in diversen Becken.
Auch in meinem neuen 2m Becken sind sie wieder heimisch geworden.
Ständig unterwegs und am knabbern, Scheiben Steine, sogar der Boden wird gesäubert.
Habe durch diverse Generationen festgestellt bzw. meine Meinung;
Die Fische bekommen eine prächtigere Rückenflosse und stehen wie es scheint im Meerwasser kräftiger und schöner als in manchen Süßwasserbecken.
Alles in allem eine schöne und im Verhältnis günstige Fischart , auch für das Meerwasserbecken.
PS: die anderen Fische freuen sich schon immer auf den Nachwuchs ,
Besonders die Anemonenfische; Die werden zu waren Jagdmaschinen wenn der Nachwuchs im Becken ist.
am 24.08.17#9
Nachtrag
Nach über 2 Jahren mit den Salzmollys würde ich nicht unbedingt ein Harem empfehlen.
Ich hatte es mehrfach, das junge Weibchen totgemobt wurden und nur 2 adulte Weibchen überblieben.
Auch zu kleine nachgesetzte Jungfische werden oft tot gejagdt.
am 22.09.23#10
Neben P. latipinna können auch P. sphenops, P. velifera, P. wingei und P. reticulata an eine Haltung in Salzwasser gewöhnt werden. Die Eingewöhnung sollte mMn mindestens 2 Wochen laufen.